Lernzeit

Stand: 04.09.2015

1. Definition:

Lernzeiten sind in den Schultag integrierte Einheiten, in denen die Schüler1 selbstorganisiert ihre Aufgaben erledigen. Sie ersetzen einen Großteil der Hausaufgaben (vor allem die schriftlichen Hausaufgaben), stellen aber keinen Ersatz für die Vorbereitung auf Klassenarbeiten, Tests und Prüfungen dar.

2. Motivation: Warum Lernzeit?

Hausaufgaben stellen für Schüler, Eltern und Lehrer häufig ein Problem dar. Sie werden teilweise gar nicht oder nur unzureichend erledigt oder morgens schnell bei einem Mitschüler abgeschrieben. Zudem führen Probleme bei den Hausaufgaben regelmäßig zu belastenden Konflikten in den Familien. Um diesen Konflikten vorzubeugen, soll deren Erledigung mit Hilfe eines Lernzeitmodells gewinnbringend für alle Beteiligten in den Schultag integriert werden.

Dies führt ebenso zu mehr Chancengleichheit für Schüler, deren Eltern nicht die nötige Unterstützung bieten können (z.B. wegen Berufstätigkeit, Zeitmangel bei alleinerziehenden Elternteilen, Migrationshintergrund).

3. Ziele

3.1 Schüler

Während der Lernzeit erhalten Schüler einen zeitlich angemessenen Rahmen zum Üben, Automatisieren, und Sichern bekannter und neuer Lerninhalte. Denn durch Wiederholungs- oder Transferaufgaben festigen sich die im Unterricht eingeführten Lerninhalte und das selbstständige Lernen fördert zugleich die Eigenverantwortlichkeit.

Die Schüler bearbeiten selbstständig und in ihrem eigenen Tempo die im Fachunterricht erteilten Aufgaben. Sie arbeiten in der Klassengemeinschaft unter gleichen Bedingungen und haben ihre Aufgaben erledigt.

3.2 Eltern

Die Eltern werden durch die Verlagerung der Hausaufgaben in den Schultag entlastet, indem tägliche Auseinandersetzungen rund um die Hausaufgabenthematik vermindert werden. Zudem können sie sich über den Lernzeitplaner täglich über den Lernstand sowie die Inhalte der einzelnen Fächer informieren sowie mit den betreffenden Lehrern in Kontakt treten.

3.3 Lehrer

Der jeweils Aufsicht führende Lehrer (nach Möglichkeit der Klassenlehrer und/oder Fachlehrer) kann während der Lernzeit erkennen, wo einzelne Schüler Lernschwächen haben und diese an die entsprechenden Fachlehrer sowie die Eltern (durch den Lernzeitplaner) kommunizieren. Somit kann die eigentliche Unterrichtszeit effektiver genutzt werden, um eine zielgerichtete individuelle Förderung aller Lernenden zu fokussieren.

1 Anm.: Der Begriff „Schüler“ wird hier generisch verwendet und schließt folglich die maskuline und feminine Form des Wortes ein. Gleiches gilt für die Begriffe „Lehrer“, „Kollege“, etc.

4. Organisationsstruktur

4.1 Allgemeines

Das Konzept sieht eine Umwandlung der 45-Minuten-Stunden in 40-Minuten-Lerneinheiten vor:
26 Stunden Unterrichtsverpflichtung (UE) ergeben 29,25 Lerneinheiten (LE): 26 UE * (45/40) = 29,25 LE

  • Die Lernzeit wird allen Kollegen voll (wie erteilte Fachstunden) angerechnet.
  • Durch zusätzliche entstandene Lerneinheiten soll den Kollegen kein erhöhter Korrekturaufwand entstehen.
  • Zusätzliche Lerneinheiten sollen in der Regel für den Einsatz in der Lernzeit verwendet werden.
  • Eventuelle Abweichungen werden rechtzeitig mit den betroffenen Lehrkräften thematisiert und dem Personalrat mitgeteilt.
  • Eine in Ausnahmefällen durch zusätzliche Lerneinheiten entstehende Arbeitsbelastung wird im (darauffolgenden Schulhalbjahr / Schuljahr) durch entsprechende Maßnahmen ausgeglichen. Mögliche Maßnahmen in Absprache mit der Schulleitung und dem Personalrat wären z.B.: weniger Aufsichten, Entlastung in einer Vorhabenwoche, etc.

lernzeit 1Deputatstunden werden vor Umrechnung in Lerneinheiten von der Pflichtstundenzahl (z.B. 26) abgezogen (-1); die Basis für die Umrechnung sind demzufolge 25 Pflichtstunden.
Beispiel:
26 Pflichtstunden – 1 Deputatstunde = 25 Unterrichtsstunden (UE)
25 x 45 Minuten : 40 Minuten = 28,13 Lerneinheiten (LE)


4.2 Rhythmisierung

Das neue Zeitmodell gestaltet sich wie folgt:
Pro Tag fließen von jeder Unterrichtsstunde 5 Minuten in die Lernzeit (6 Stunden à 5 Minuten = 30 Minuten). Zusätzlich fließen 10 Minuten aus der 104%-igen Unterrichtsversorgung in die Lernzeit (30 Minuten + 10 Minuten = 40 Minuten). Dies ergibt eine effektive Lernzeit von 200 Minuten (5 x 40 Minuten) pro Woche. Es ergibt sich für die Schüler also eine zusätzliche Lernzeit von 50 Minuten pro Woche.

Aus einem 6-Unterrichtsstunden-Tag wird ein 7-Lerneinheiten-Tag. Aus 45- bzw. 90-Minuten-Stunden werden 40- bzw. 80-Minuten-Lerneinheiten.
Aus den oben benannten Berechnungen und unter Berücksichtigung der Busabfahrtszeiten ergeben sich zwei mögliche Zeitpläne:
Variante 1 (links) zeigt das neue Zeitmodell mit 5 Minuten früherem Beginn der ersten Lerneinheit und unter Beibehaltung der 5-Minute-Pause nach der sechsten Lerneinheit.
Variante 2 (rechts) zeigt das neue Zeitmodell bei gleichbleibendem Beginn der ersten Lerneinheit unter Abzug der 5-Minuten-Pause nach der sechsten Lerneinheit. Lernzeiten können grundsätzlich variabel im Stundenraster (Lerneinheit 1 bis 7) eingeplant werden.

lernzeit 2Die Gesamtkonferenz vom 04.02.2015 beschließt mit Mehrheit die Einführung der Variante 2 (Abb.3, rechts)) ab Schuljahr 2015/16.

4.3 Vereinbarungen für den Fachbereich Sport

Aufgrund des erhöhten organisatorischen Aufwandes finden in dem Fach Sport, das aktuell in den Jahrgängen 5 – 8 3-stündig unterrichtet wird, in einem Halbjahr zwei, in dem anderen Halbjahr vier Lerneinheiten statt. Dies geschieht nach folgendem Verfahren:

  • In den Jahrgängen 5/6 gibt es ein Halbjahr mit 2 Lerneinheiten Sport und 5 Lernzeiten sowie ein Halbjahr mit 4 Lerneinheiten Sport bei 4 Lernzeiten.
  • In den Jahrgängen 7/8 erfolgt pro Halbjahr ein Wechsel zwischen 2 bzw. 4 Lerneinheiten Sport.

4.4 Ablauf

Jede Klasse erhält pro Tag 40 Minuten Lernzeit. Diese findet im Klassenverband und im Klassenraum statt. Sie wird in der Regel durch die Klassen- bzw. Fachlehrer des jeweiligen Jahrgangsteams betreut. Die in der Lernzeit zu bearbeitenden Aufgaben werden im Lernzeitplaner dokumentiert und durch die jeweiligen Fachlehrer kontrolliert.
Zunächst sollen während der Lernzeit die Aufgaben aus den Hauptfächern Deutsch, Englisch, Mathematik und Gesellschaftslehre bearbeitet werden, im Anschluss die Aufgaben aus weiteren Fächern. Für jedes Fach sollten während der Lernzeit nicht mehr als zehn Minuten veranschlagt werden.

4.5 Aufgabenkultur

Die für die Lernzeit erteilten Aufgaben müssen den Schülern ein selbstorganisiertes Arbeiten ermöglichen. Dies kann durch verschiedene Aufgabenformate, wie z.B. Wochenplanarbeit, Lernaufgaben etc., aber auch durch Aufgaben für den darauffolgenden Tag erfolgen. Ein besonders sensibler Umgang mit Menge bzw. zeitlichem Umfang ist hierbei von den Fachlehrern zu berücksichtigen. Die erteilten Aufgaben sind von jedem Schüler im Lernzeitplaner zu notieren.

4.6 Regeln

  1. Die Schüler arbeiten in Einzel- und Stillarbeit.
  2. Sie arbeiten selbstständig und eigenverantwortlich an ihren Aufgaben.
  3. Sie arbeiten so, dass andere nicht gestört werden.
  4. Sie führen ihren Lernzeitplaner sorgfältig, um ihre Arbeit zu strukturieren und zu organisieren.
  5. Der Lernzeitplaner soll nicht nur als Dokumentations-, sondern auch als Kommunikationsmedium zwischen Schülern, Eltern und Lehrern dienen.
  6. Die Schüler bearbeiten zuerst die Aufgaben, die von den Fachlehrern gestellt wurden. Im Anschluss nutzen sie evtl. verbleibende Zeit für weiterführende Aufgaben (Es gibt keinen Schüler, der nichts zu tun hat).
  7. Die Vokabelhefte (o.ä.) für die Fremdsprachen sind täglich mitzuführen.
  8. Für die Lernzeit gibt es Noten im Arbeits- und Sozialverhalten.
  9. Bei wiederholtem Fehlen des Lernzeitplaners werden die Klassenlehrer und Eltern auf direktem Wege informiert.
  10. Wer trotz Ermahnung die Mitschüler stört, nicht arbeitet oder seine Materialien nicht mitführt, erhält einen Eintrag zur Information der Eltern und Klassenlehrer in den Lernzeitplaner.
  11. Bei häufigem Stören werden die Klassenlehrer informiert; sie entscheiden über weitere Maßnahmen (z.B. Berücksichtigung des Fehlverhaltens in den Kopfnoten, schriftliche Zusatzarbeiten zum Fehlverhalten).

4.7 Lernzeitplaner

Der Lernzeitplaner begleitet die Schüler jeden Tag und hilft ihnen, ihr Lernen bzw. ihre Arbeit zu planen, zu organisieren und zu strukturieren. Er ist Kommunikations-, Planungs-, Lern- und Reflexionsinstrument.
Im Lernzeitplaner werden Lernzeitaufgaben, Klassenarbeitstermine, allgemeine Elterninformationen oder Terminvereinbarungen notiert. Außerdem kann der Lernzeitplaner als Methode genutzt werden, um Aufgaben, die längere Zeit zurückliegen, zu wiederholen oder bei Versäumnis durch Krankheit in Erfahrung zu bringen.
Die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten informieren sich täglich über die Eintragungen im Lernzeitplaner.
Der Lernzeitplaner schafft Transparenz, Verbindlichkeit und Nachhaltigkeit für alle Beteiligten.

5. Ansprechpartner

Mitglieder der Arbeitsgruppe Lernzeit:

  • Maiken Bindemann
  • Vanessa Dietz
  • Anna Hefer
  • Norbert Seuß
  • Driton Mazrekaj

6. Evaluation

Die Inhalte der Unterpunkte Ablauf, Regeln und Lernzeitplaner werden regelmäßig (nach einer Einführungsphase erstmalig vor den Herbstferien 2015) durch Schüler, Eltern und Lehrer evaluiert und ggf. überarbeitet und den Bedürfnissen angepasst. Einmal jährlich werden in einer Gesamtkonferenz/Dienstversammlung die Lernzeit reflektiert und evtl. Handlungsschritte und -alternativen erarbeitet.
Eine Beteiligung der Schüler an der Evaluation kann durch Projektgruppen des Jahrgangs 9 stattfinden.